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Inhalt

Jenseits der Funktionalität. Öffentlichkeit und die Faszination von Technik in Deutschland zwischen 1890 und 1914

Gefördert von

DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft

Bearbeitet von

Projektbeschreibung

Während der langen Jahrhundertwende (1890–1914) existierte in der deutschen Öffentlichkeit eine breite Faszination für Technik. Schifffahrt, Luftfahrt, Eisenbahn, Ingenieurbau sowie Telegrafie und Automobilismus ergaben sich aus einer Presseanalyse als die relevantesten Untersuchungsbereiche. Auf dieser Grundlage untersucht das Projekt vor allem die Genese und Bedeutung eines „German Technological Sublime“.

Weitere Projektbeschreibung

Das Projekt verfolgt das Ziel, durch eine Analyse von Massenmedien während der wilhelminischen Epoche (1890–1914) die Faszination einer breiten Öffentlichkeit für technische Innovationen zu verdeutlichen und damit das bisherige, stark von technikkritischen und industriefeindlichen Rezeptionsmustern von Technik geprägte Bild zu revidieren. Der gewählte quantitative Zugang dient dazu, den Ergebnissen eine hohe Repräsentativität zu sichern; zugleich rücken damit bislang von der technikhistorischen Forschung vernachlässigte Themen in den Fokus. Das Projekt fächert die Technikbegeisterung mit den beiden Wahrnehmungsmustern des technisch Erhabenen und der individuellen Geschwindigkeitsfaszination auf, statt sich auf eine simple Dichotomie von Technikkritik und -faszination zu beschränken. Daraus ergibt sich die Leitfrage, ob sich während der langen Jahrhundertwende mit Zeppelin, Ingenieurbau und Schifffahrt die Dominanz eines „German Technological Sublime“ abzeichnete, das nationale Identifikationsobjekte schuf und auf eine kulturelle Präferenz für kollektive gegenüber individuellen Werten verweist. Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört der Befund, dass in Deutschland Ausmaß und Intensität von öffentlichen Debatten nach Eisenbahnunfällen immens waren. Dabei reagierte die Öffentlichkeit auf Sicherheitsfragen bei der Eisenbahn offenbar deutlich sensibler als bei innovativen Technologien.

Veranstaltungen

  • Berlin, Deutsches Technikmuseum, internationalen Tagung »Das Schiff als Thema der Moderne«, 9. Oktober 2019: Die Erhabenheit von Dampfschiff und Luftschiff während des Wilhelminismus.
  • Potsdam, ZZF, Tagung des Arbeitskreises Geschichte + Theorie »Die Zeiten des Ereignisses. Neuvermessung einer historischen Kategorie«, 10. November 2018: Das Ereignis der Technik und die Technik des Ereignisses in der illustrierten Massenpresse nach 1900.
  • Berlin, Max Planck Institute for Human Development, International Workshop »The Multifaceted Relationship between Fear and Technology«. Organization together with Martina Heßler, Bettina Hitzer, Karena Kalmbach, Anne Schmidt, and Andreas Spahn, 10 – 12 October 2018.
  • Hamburg, Jahrestagung der Gesellschaft für Technikgeschichte, 5. Mai 2018: Technik, kollektive Faszination und offene Fragen. Methodische Überlegungen zu den Emotionen bei öffentlichen Technikereignissen im späten Kaiserreich.
     

Veröffentlichungen

  • Überwältigt vom Anblick des Kolosses. Kollektive Emotionen und die Landung des Zeppelins in München 1909. In: M. Heßler (Hrsg.): Technikemotionen. Paderborn 2020, S. 154–177.
  • (Hrsg. zus. mit M. Heßler; B. Hitzer u.a.): Tech-Fear. Histories of a Multifaceted Relationship. Baden-Baden 2019 (= Technikgeschichte 86, H. 3).
  • Wunder der Technik, Wunder der Natur. Zur Vermittlungsleistung eines medialen Topos. In: A. C. Geppert; T. Kössler (Hrsg.): Wunder – Poetik und Politik des Staunens im 20. Jahrhundert. Berlin 2011, S. 270–301.

Weitere Forschungsprojekte