Digitale Technik- und Wissenskulturen
Artificial Vision at Work
Das Projekt untersucht die wissenschaftlich-technischen Bedingungen der Automatisierung des Sehens. Mit einem Schwerpunkt auf neurophysiologischen Ansätzen des Sehens analysiert es, wie neuronale Modelle des Sehens entstanden, wie Informationstheorie wissenschaftliche Forschung und Praxis durchdrang und wie diese Ideen in konkrete Sehtechnologien umgesetzt wurden
Inhalt
Maschinelles Sehen am Arbeitsplatz: Die digitale Transformation der Arbeit als Transformation der Praxis und Organisation des Sehens
Gefördert von
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
- Digitale Technik- und Wissenskulturen
Bearbeitet von
PD Dr. Rudolf Seising
Leitung BMBF Forschungsprojekt "Eine Geschichte der KI in der BRD"
Dr. Dinah Pfau
BMBF Forschungsprojekt "Eine Geschichte der KI in der BRD“
Projektbeschreibung
Die digitale Transformation der Arbeitswelt geht einher mit einer soziotechnischen Zurichtung und Nutzbarmachung des menschlichen Sinnesapparates. In vielen Arbeitsbereichen finden wir Technologien, die Sinnesaufgaben übernehmen oder unterstützen sollen – dies gilt vor allem für das Sehen. Aber wie kam es dazu? Das Projekt untersucht die wissenschaftlichen und technischen Bedingungen, unter denen das menschliche Sehen zu einer Frage der Informationsverarbeitung geworden ist. Mit einem Schwerpunkt auf neurophysiologischen Ansätzen des Sehens analysiert es, wie neuronale Modelle des Sehens entstanden, wie die Informationstheorie die wissenschaftliche Forschung und Praxis durchdrang und wie diese Ideen in konkrete Sehtechnologien umgesetzt wurden.
Weitere Projektbeschreibung
Die automatisierte Wahrnehmung sensorischer Reize – insbesondere des Sehens – ist seit Langem relevant in Bereichen wie der industriellen Produktion, wissenschaftlichen Forschung, der Navigation oder dem Gesundheitswesen. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hat die wissenschaftliche Forschung das Sehen und andere Sinneswahrnehmungen zunehmend als messbare, quantifizierbare und digital darstellbare Prozesse neu interpretiert, eine Entwicklung, die maßgeblich durch die Entstehung der Informationstheorie und den Aufstieg der Computertechnologie geprägt wurde. Diese historische Neuinterpretation schuf die Grundlage für Automatisierungsansätze wie sie in Begriffen von „Mustererkennung“, „künstliche Intelligenz“ und „Robotik“ enthalten sind. Solche Automatisierungsbestrebungen hatten weitreichende Auswirkungen sowohl für die Wissenschaft als auch Industrie und andere Bereiche der Anwendung.
Um die praktischen, epistemischen und organisatorischen Konsequenzen der digitalen Transformation des Sehens am Arbeitsplatz zu untersuchen, kombinieren zwei miteinander verbundene Projekte Ansätze aus der Arbeitssoziologie, der Wissenschaftstheorie und der Technikgeschichte. Eines der Projekte, geleitet von Michael Heinlein am ISF München, konzentriert sich auf die Arbeitssoziologie, während das wissenschaftshistorische Projekt unter der Leitung von Rudolf Seising und mit Dinah Pfau als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Museum angesiedelt ist.
Das Projekt untersucht neurophysiologische Ansätze zum Sehen, die oft experimentelle Forschung an Tieren umfassten. Die historische Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung zum Sehen wird hierbei entlang dreier Linien analysiert: (1) der Wandel im 20. Jahrhundert hin zu einer informationstheoretischen und statistischen Sichtweise auf das Sehen, (2) die Rolle der Informationstechnologie bei der Gestaltung wissenschaftlicher Praxis und Theorien zur Wahrnehmung und (3) die Verbindungen zwischen historischer Forschung zum Sehen und deren heutigen Anwendungen in Bereichen wie Robotik, Medizin und Industrie. Durch die Untersuchung epistemischer, technischer und praktischer Trajektorien möchte das Projekt entscheidende Einblicke in die umfassendere Digitalisierung sensorischer Arbeit und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt geben.
Veranstaltungen
Dinah Pfau, Andrea Reichenberger und Rudolf Seising: „Computerwelten: Werkstattberichte zur Geschichte der digitalen Transformation.“ Workshop, 21.2.2025
Weiterführende Links
DFG Seite zum SPP Digitalisierung der Arbeitswelt
https://digitalisierung-der-arbeitswelten.de/artviwo