Abschlussdiskussion und Ausblick
Zusammenfassung der Abschlussdiskussion
In der Abschlussdiskussion wurde zunächst betont, dass die übergeordnete Frage nach digitalen Objekten breiter diskutiert werden müsse, denn nicht nur Technik- und Kunstmuseen seien hier gefragt. Konkreter standen anschließend Fragen des Sammelns im Vordergrund – sowohl grundsätzliche als auch praktische.
Zu den grundsätzlichen Sammlungsfragen gehörte: „Wer sammelt was wofür?“ Unterschiedliche Häuser – ob jetzt Museen, Universitätssammlungen oder andere Institutionen – haben thematisch und praktisch unterschiedliche Ausrichtungen. Auch HistorikerInnen verfolgen wiederum unterschiedliche Ziele und damit unterschiedliche Herangehensweisen. Aus Sicht der Museen wurde dazu in den Raum gestellt, man müsse von den BesucherInnen aus denken. Wollen sie alte Computer sehen, oder interessieren sie sich mehr für die „social memories“, vermittelbar etwa in Ausschnitten aus TV-Berichten über frühe Nutzer*innen? In diese Frage hinein spielt auch das generelle Selbstverständnis unterschiedlicher Museen, das derzeit durch den International Council of Museums (ICOM) diskutiert und neu definiert wird. Ist das Museum (hauptsächlich) ein Aufbewahrungsort, ein Bildungs-, Begegnungs-, oder ein Freizeitort? Je nach Antwort wird man auch zu unterschiedlichen Sammlungs- und Vermittlungskonzepten kommen, weshalb es möglicherweise nie die eine Methode zum Umgang mit digitalen Objekten geben wird. (Zumal in den vorangegangenen Vorträgen bereits deutlich geworden war, dass die einzelnen Objekte selbst auch differenzierte Lösungsansätze brauchen.) Bei dem einen Museum wird das Erlebnis im Vordergrund stehen, das mit dem Objekt verbunden war, bei einem anderen dessen Funktionalität oder Technik. Dabei wurde ebenfalls diskutiert, ob man allein die Endprodukte als wichtig erachte oder auch Dokumentation und Material über Entstehungsprozesse sammeln möchte; zusätzlich wurde ein Plädoyer für das Sammeln von Ephemera abgegeben.
Damit kommen wir zu den praktischen Fragen des Sammelns. Diese reichten von der Relevanz und Halbwertszeit der Objekte über die Erfassung hin zu Finanzierungsfragen. Die Frage nach der Relevanz bestehe immer und sei somit nichts Neues für Museen. Man müsse sich aber bewusst sein, dass Objekte, in denen verschiedenste Materialien teils filigraner Natur verarbeitet sind, nicht ewig halten werden. Zukünftige Generationen an Kurator*innen werden mit diesen Objekten unter Umständen völlig anders umgehen müssen (und eventuell natürlich auch wollen) als heutige. Wie digitale Objekte in Kataloge eingefügt werden sollen, die auf physische Objekte zugeschnitten sind, wird auch weiter zu diskutieren sein. Entweder müssten existierende Katalogisierungssysteme um neue Kategorien erweitert werden um Metadaten und ähnliches sinnvoll erfassen zu können, oder neue Systeme entwickelt werden. Letzteres würde sicherlich auch eine Kosten- und Personalfrage sein, die beide auch generell angesprochen wurden. Bei Unterbesetzung und Unterfinanzierung seien die Ziele der Kurator*innen oft nicht umsetzbar, und es gebe immer den Spagat zwischen dem, was man wolle und dem, was man könne.
Ausblick
Bisher gab es im deutschsprachigen Raum noch keine Tagung, die sich explizit und ausschließlich dem Thema Software als Artefakt im Museum gewidmet hat. Durch den Forschungsverbund „Wert der Vergangenheit“ der Leibniz-Gemeinschaft erhielten wir die Chance eine solche Tagung durchzuführen und damit ein Forum für fachlichen Austausch und Vernetzung zu bieten.
Am Ende der Tagung können wir festhalten, dass zumindest unter den Teilnehmenden das Bewusstsein für die Problematik vorhanden ist. Deutlich wurde aber auch, dass man mit vielen Fragen und Herausforderungen Software im Museum betreffend noch am Anfang steht. Erkennbar war das Bedürfnis genauer anhand einzelner Fallbeispiele konkrete Ansätze und Umsetzungen in Dokumentation, Inventarisierung, Darstellung und Erhalt von Software zu diskutieren.
Wir hoffen, dass diese Tagung ein Anstoß für weitere Veranstaltungen zu diesem Themenkomplex sein wird, bei denen diese Herausforderungen noch detaillierter diskutiert werden.