Publikationspreis für das Jahr 2023
Preisverleihung des Publikatonspreises für das Jahr 2023
Die Verleihung fand in diesem Jahr am 5. November 2024 im Bibliotheksbau des Deutschen Museums statt.
Prof. Dr. Wolfgang Heckl überreichte im Namen der Jury die Publikationspreise für im Vorjahr am Deutschen Museum oder den kooperierenden Universitätsinstituten entstandene Veröffentlichungen, die von hoher Qualität und in ihrer Art vorbildlich sind.
Die Jury, Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, Dr. Johannes-Geert Hagmann und Prof. Dr. Kärin Nickelsen, hatte die Preisträgerinnen in ihrer Sitzung einstimmig ausgewählt.
Forschungspreise für das Jahr 2023
Der Forschungspreis wurde in diesem Jahr an zwei herausragende Publikationen vergeben:
Dr. Panagiotis Poulopoulos
für den Band
The Erard Grecian Harp in Regency England. The Boydell Press Woodbridge 2023
Die vorliegende Monographie ist das Ergebnis von Panagiotis Poulopoulos langjähriger Forschung zur Geschichte der Doppelpedalharfe, die ausstellungsbegleitend durchgeführt wurde und deren Ergebnisse bereits in Inhalte der Ausstellung eingingen. Im Fokus dieser erstaunlichen und von Poulopoulos minutiös rekonstruierten Geschichte steht die Arbeit des Instrumentenbauers Sébastien Érard (1752-1831), der als Erfinder in Paris und London die Doppelpedalharfe nicht nur als technische Errungenschaft, sondern auch als Symbol für Luxus und gesellschaftlichen Status etablierte. Pouloupoulos führte seine Forschungsarbeit eng an den materiellen Quellen, insbesondere der Erard Harfe No 2631 des Deutschen Museums aus dem Jahr 1818.
Mit der Zusammenführung einer Vielzahl neuer Quellen aus britischen Archiven gelingt es Poulopoulos, neben der außergewöhnlichen musikhistorischen Bedeutung auch die gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit lebendig nachzuzeichnen. Auf diese Weise werden in der mitreißenden Erzählung Technikgeschichte, Instrumentengeschichte und das gesellschaftliche Porträt der Londoner Gesellschaft um 1800 eng miteinander verwoben. In Poulopoulos erstklassiger Forschung verknüpfen sich meisterhaft alle Stränge der objektbezogenen Forschung und dem großen Potential ihrer Darstellung im Museum. Sein international publiziertes Werk ist somit ein leuchtendes Beispiel und Vorbild für die Material Culture Forschung am Deutschen Museum.
Weitere Details über das Buch unter:
https://boydellandbrewer.com/9781783277728/the-erard-grecian-harp-in-regency-england/
Das Buch wurde in Print- sowie in „Open Access“-Version veröffentlicht und kann hier kostenlos heruntergeladen werden:
https://openaccess.boydellandbrewercms.com/?id=-259563
Florian Müller, Dinah Pfau, Dr. Helen Piel, PD Dr. Rudolf Seising und Jakob Tschandl
für den Band
Geschichten der Künstlichen Intelligenz in der Bundesrepublik Deutschland.
Deutsches Museum Verlag München 2023.
Dieser Sammelband ist, neben den noch zu erwartenden Monografien im Rahmen der Doktorarbeiten von Mitgliedern der Gruppe, ein zentrales Abschlusswerk des mehrjährigen Forschungsprojekts „Ingenieur-Geist und Geistes-Ingenieure“ (IGGI). In sechs Kapiteln wird anhand von Fallstudien u.a. aus der Teilchenphysik, der Linguistik sowie der Forschung zur Mensch-Maschine die Vergangenheit der KI-Forschung in Deutschland rekonstruiert und kritisch reflektiert, womit die Autorinnen und Autoren weitgehend technikhistorisches Neuland begehen.
Unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie ist es dem Autor:innen-Team unter der Führung von Rudolf Seising überzeugend gelungen, die KI-Forschung als Zusammenführung unterschiedlicher disziplinärer Wissensbestände und Forschungsstränge zu charakterisieren. Mit ihrem mutigen Eindringen auf weitgehend unbekanntes Terrain haben die Autorinnen und Autoren Eckpfeiler für eine Geschichtsschreibung der deutschen KI-Forschung gesetzt, die national wie international anschlussfähig ist und dem Fach neue Perspektiven eröffnet. Ein weiteres herausragendes Ergebnis des Projekts, das nur am Rande des Bands Erwähnung findet, ist das umfangreiche Sammeln von archivalischen Quellenbeständen sowie die Durchführung von einer Vielzahl von Interviews, die als Basis für Nachfolgeprojekte zur Verfügung stehen. Somit stehen die hervorragend geschriebenen und im Open-Access Format veröffentlichten Beiträge des Bands am Anfang einer Forschungstätigkeit, deren Fortsetzung mit großer Spannung erwartet werden darf.
Der Band kann hier heruntergeladen werden.
Bildungspreis für das Jahr 2023
Den Bildungspreis für das Jahr 2023 erhielt
Dipl-Math. Katja Rasch
für den Ausstellungskatalog
Mathematik. Vom Anschaulichen zum Abstrakten.
Deutsches Museum Verlag. München 2023
Mit der Mathematik assoziieren die meisten Menschen zunächst das Schulfach, das einerseits einen zentralen Stellenwert in der schulischen Bildung einnimmt, anderseits auch heute noch von Vielen als abstrakte Wissenschaft mystifiziert wird. Dass Mathematik jedoch viel mehr ist, unterstreicht der vorliegende Katalog zur 2022 im Realisierungsabschnitt 1 eröffneten Dauerausstellung in kraftvoller, unterhaltsamer und darüber hinaus herausragend ästhetischer Art und Weise: Die Vielseitigkeit der Mathematik als Wissenschaft, als Tätigkeit und Berufsfeld, als Bezugspunkt für Kunst und Kultur sowie für das Museum als Sammlungs- und Ausstellungsthema, wird in diesem Band von Katja Rasch unter Mitarbeit von Jochen Peters und Martina Kudicke meisterhaft dargelegt.
Durch seine hohen inhaltlichen und an den Leser:innen orientierten Anforderungen wurde der Ausstellungskatalog als Genre in der Vergangenheit bereits treffend als die Königsdisziplin der Museumsforschung identifiziert. Diese großen Erwartungen hinsichtlich der wissenschaftlichen Qualität bei gleichsam zugänglicher populärwissenschaftlicher Vermittlung des Themas erfüllt der Katalog Mathematik sämtlich in hervorragender und vorbildlicher Form in Text und Bild. Mit der Erzählung spannender Objektgeschichten zu der herausragenden Sammlung von Modellen und Instrumenten, durch unterhaltsame und leicht zugängliche Essays aus der Feder führender Mathematik- Expertin:innen ergänzt und vertieft der Katalog die Einblicke der Dauerausstellung. Dass Katja Rasch die Fertigstellung des Werks zeitnah zur Eröffnung der Ausstellung als Ein-Personen-Team unter Mitwirkung von vielen Unterstützerinnen und Unterstützern gelang, ist eine nicht hoch genug zu bewertende Meisterleistung.
Sonderpreis für das Jahr 2023
In diesem Jahr wurde noch ein Sonderpreis vergeben an
Silke Berdux und Mag. Peter Donhauser
für die Quellenedition
Oskar Sala: Bericht über das neue Trautonium.
Berlin 1936. Reproduktion, Umschrift und Nachwort. Deutsches Museum Verlag München 2023.
Die Quellenarbeit charakterisiert für Wissenschaftler:innen in den Geschichtswissenschaften das zentrale Forschungsvorgehen. Erst durch das Zusammenwirken von Recherche, Analyse, Synthese und Interpretation werden historische Inhalte als Teil eines wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses sichtbar und überprüfbar. Die Quellen sind daher gleichermaßen Arbeitsmaterial und Referenzen zur Kontrolle für die Rekonstruktion historischer Vorgänge und Ereignisse. Die Herausgabe von Quellen für die Forschung ist daher eine essentielle, wenngleich in der Praxis auch oft unterschätzte Disziplin der historischen Arbeit.
Mit der Herausgabe des 1936 von Oskar Sala verfassten und bislang unbekannten Berichts über das von ihm geschaffene elektronische Musikinstrument haben die beiden Herausgeber:innen Silke Berdux und Peter Donhauser sowohl Forschenden als auch Besuchenden der Ausstellung Musik im Deutschen Museum einen außerordentlich großen Dienst erwiesen. Durch den Bericht erschließt sich nicht nur die Frühzeit der Entwicklung des Trautoniums vom einstimmigen zum mehrstimmigen und vielseitigen musikalischen Instrument. Durch die Reproduktion, Übertragung und Kommentierung des Berichts beleuchten die international ausgewiesenen Sala-Forschenden auch die Motivation und die Gedankenprozesse des Erfinders und geben auf diese Weise Anstoß zu weiteren Forschungsarbeiten zur Geschichte der elektronischen Musik. Besonders hervorzuheben ist dabei auch die grafisch und ästhetisch äußerst ansprechende Ausführung der Edition, die die Lektüre des handschriftlichen Berichts Salas zu einem besonderen Erlebnis macht.