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Schon bald nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte der "Raketenpionier" Hermann Oberth sein Buch über Weltraumfahrt mit Raketen. Damit war er allerdings seiner Zeit zu weit voraus...

Der Münchner Verlag Oldenbourg, einer der führenden deutschen Fachverlage für Technik, ist seit seiner Gründung mit dem Deutschen Museum verbunden. In den Anfangsjahren des Deutschen Museums hat der Verlag das Thema Luftfahrt für sich besetzt und mit der „Zeitschrift für Flugtechnik und Motorluftschiffahrt“ eine der ersten Fachzeitschriften dieses neuen Gebiets verlegt.

Nach der Jahrhundertwende, vor allem nach dem Ersten Weltkrieg, entstand international langsam Interesse an der Raumfahrt. Konstantin Ziolkowski in Russland, Robert Albert Charles Esnault-Pelterie in Frankreich und Robert H. Goddard in den USA gehören ebenso zu den Pionieren auf diesem Feld wie der Deutsch-Rumäne Hermann Oberth (1894–1989). Ähnlich wie bei der Luftfahrt war es wiederum der Oldenbourg-Verlag, der erste Publikationen auf diesem Feld verlegte und sich zu dessen führendem deutschen Fachverlag entwickelte. Hermann Oberth, Max Valier und Walter Hohmann, die Autoren dieser Jahre, veröffentlichten allesamt bei Oldenbourg.

Den Anfang machte 1923 Oberth mit „Die Rakete zu den Planetenräumen“. Das Manuskript zu diesem Buch war offenbar von anderen wissenschaftlichen Verlagen abgelehnt worden. Der Inhalt erschien ihnen allzu spekulativ. Doch sollte es die wissenschaftliche Basis für die Raumfahrt der Zukunft sein. Der Autor hatte sich bereits seit einer Reihe von Jahren mit dem Thema Raketen beschäftigt und schon 1917 seine erste, 25 m hohe Fernrakete berechnet und gezeichnet. Oldenbourg entschloss sich jedoch das Buch zu verlegen und so konnte es im Sommer 1923 in einer Auflage von 2000 Exemplaren erscheinen.

Es war ein wissenschaftliches Werk, das aber durch seinen auffallend gestalteten Einband auffiel. Doch hielt sich die Resonanz vorerst in Grenzen, auch waren die Kritiken der etablierten Wissenschaft alles andere als ermutigend. Erst ein Jahr später, mit der populären Veröffentlichung Max Valiers „Der Vorstoss in den Weltenraum“ wuchs auch das Interesse an Oberths Buch. Das populär geschriebene Buch Valiers förderte auch den Absatz von Oberth wissenschaftlichem Werk.

So konnte das Buch 1925 in einer zweiten Auflage erscheinen, eine auf das Fünffache erweitere dritte Auflage kam 1929 unter dem Titel „Wege zur Raumschiffahrt“ auf den Markt. Diese Auflage aber enthielt nicht nur die technischen Grundlagen der Raumfahrt, sondern auch ihre möglichen militärischen Anwendungen. So erörtert Oberth die Möglichkeit von Giftgasangriffen auf feindliche Städte mit Raketen. Nur 15 Jahre später sollten die wesentlich auf Oberths Grundlagen konstruierten Raketen gegen Antwerpen und London eingesetzt werden. Das Werk Oberths zeigt damit sehr deutlich die Doppelgesichtigkeit der Forschung im 20. Jahrhundert.

Trotz der militärischen Verwendbarkeit der Raketentechnologie wurde Oberths Buch erst nach dem Zweiten Weltkrieg international entdeckt. Übersetzungen ins Russische (1948), Japanische (1964), Englische (1972) und Rumänische (2003) zeigen das gesteigerte Interesse an diesem Pionier der Raumfahrttechnik.

Literatur:

Barth, Hans: Hermann Oberth – der wirkliche Vater der Weltraumfahrt. Düsseldorf 2008. Zum Katalogeintrag