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Um Österreich mit dem Mittelmeer zu verbinden, musste Mitte d. 19. Jh. die herausfordernde Passage über den Semmering gemeistert werden. Der Bericht darüber glänzt mit einem herausragenden Leporello.

Der Ingenieur Carl von Ghega (1802–1860) war führend am Bau der ersten bedeutenden Eisenbahnlinien in Österreich beteiligt. 1819 hatte er sein Studium der Mathematik in Padua mit der Promotion abgeschlossen und war danach in den staatlichen Baudienst eingetreten. Mit dem Eisenbahnbau kam er erstmals 1836 in Berührung, als er Ingenieuraufgaben bei der Errichtung der nach Olmütz (Olomouc) in Nordmähren führenden Kaiser-Ferdinands-Nordbahn übernahm. Um seine Kenntnisse des Eisenbahnwesens zu erweitern, reiste Ghega 1836/37 nach Belgien und Großbritannien sowie 1842 in die USA.

Rasch erwarb sich Ghega den Ruf einer Autorität auf dem Gebiet des Eisenbahnbaus und stieg zum Generalinspektor der Staatseisenbahn auf. International berühmt machte ihn der Bau der über Graz und Laibach (Ljubljana) zum österreichischen Adriahafen Triest führenden Südbahn. Höchste technische Ansprüche stellte vor allem die Teilstrecke über den Semmering-Pass, die von 1848 bis 1854 als erste europäische Hochgebirgsbahn unter schwierigsten Bedingungen gebaut wurde. Zu Spitzenzeiten waren rund 17 000 Menschen bei deren Bau beschäftigt. Parallel zu den Bauarbeiten mussten spezielle Gebirgslokomotiven entwickelt werden, die in der Lage waren, die Steigungen zu überwinden.

Ghega stellte den Bahnbau erstmals in einem 1854 erschienenen Leistungsbericht vor. Neben der deutschen Ausgabe erschien im gleichen Jahr auch eine französische und ein Jahr später, 1855, eine zweite, textlich umfangreichere, deutsche Ausgabe. Der unter dem Titel „Malerischer Atlas der Eisenbahn über den Semmering“ veröffentlichte Bericht enthält eine Darstellung des österreichischen Eisenbahnbaus, vor allem der Semmeringbahn. Das Besondere an der zweiten Ausgabe ist jedoch ein beigebundenes, fast sieben Meter langes 18-teiliges Falt- oder Leporello-Panorama. Ludwig Czérny (1821–1888), ein bekannter Wiener Lithograph und Landschaftsmaler, führte es als Lithographie aus. Dieses Panorama, eine der berühmtesten Eisenbahngrafiken überhaupt, zeigt die Strecke mit ihren 16 Brücken und 15 Tunnels.

Literatur:

Wagner, Robert: Carl Ritter von Ghega. Malerischer Atlas der Eisenbahn über den Semmering. In: Bibliothek, Technik, Recht. Festschrift für Peter Kubalek zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Hans Hrusa. Wien 2005, S. 199–204. Zum Katalogeintrag.