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Maria Sybilla Merian war als Forschungsreisende und Pionierin biologischer Forschung wie auch als Illustratorin eine außergewöhnliche Frau.

Maria Sybilla Merian (1647–1717), Tochter des für seine Städteansichten berühmten Frankfurter Kupferstechers und Verlegers Matthäus Merian d. Ä., lernte im Elternhaus das Malen und Zeichnen wie auch die Herstellung von Kupferstichen. Gleichzeitig entwickelte sie ein ausgeprägtes Interesse für die Naturbeobachtung, insbesondere von Insekten. Dabei hat sich Merian als Autodidaktin ihre wissenschaftlichen Methoden völlig selbständig erarbeitet. Diese höchst vielfältig begabte Frau sollte in gleicher Weise als Illustratorin und Wissenschaftlerin erfolgreich sein.

Das erste, unter dem Titel „Neues Blumenbuch“ veröffentlichte Werk erschien zwischen 1675 und 1680. Von Merian wurde es als Vorlagenbuch bei dem von ihr erteilten Mal- und Zeichenunterricht verwendet. Gleichzeitig arbeitete sie an ihrem zweiten Buch, „Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“, das 1679 bis 1683 auf den Markt kam und für die weitere wissenschaftliche Arbeit von Merian prägend war. Damit trat Merian erstmals als Wissenschaftlerin in Erscheinung. Dies in einer Zeit, in der Frauen der Zugang zur Welt der Wissenschaft noch fast gänzlich verschlossen war.

Den Mittelpunkt von Merians Forschungsinteressen bildeten die Schmetterlinge, mit denen sie sich schon in ihrer Geburtsstadt Frankfurt wie dann auch in Nürnberg, wohin sie nach ihrer Heirat umsiedelte, beschäftigte. Nach der Trennung von ihrem Mann und dem darauf folgenden Umzug nach Holland verfolgte sie diese Studien weiter und weitete sie auf die außereuropäischen Länder aus. Durch Kontakte zu Überseekaufleuten eröffnete sich die Möglichkeit zu einer Südamerikareise. Für Frauen war ein derartiges Unternehmen damals äußerst ungewöhnlich und gleichzeitig gefährlich. Zusammen mit ihrer Tochter Dorothea erforschte Merian in den Jahren 1799 bis 1801 in Surinam Flora und Fauna des Landes. Aus Südamerika brachte sie neben Zeichnungen der verschiedenen Schmetterlinge und Pflanzen auch Präparate von Krokodilen, Leguanen, Schlangen, Schildkröten und getrockneten Pflanzen mit.

Merian stellte ihre Beobachtungen und Forschungen in ihrem 1705 in einer holländischen und lateinischen Ausgabe erschienenen Werk „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“ der Öffentlichkeit vor. Es werden darin auf 60 Kupfertafeln in Folioformat mehr als 90 verschiedene Insekten und 50 Pflanzen des südamerikanischen Landes vorgestellt. Meist sind zwei Tiere mit Fruchtständen oder Pflanzenzweigen, die ihnen als Nahrung dienen, gemeinsam dargestellt. Dazu schrieb Merian einen wissenschaftlichen Begleittext.

Es handelt sich bei der „Metamorphosis Insectorum Surinamensium“ um die erste Veröffentlichung, die in Europa die Flora und Fauna Südamerikas bekannt machte. Die Kupferstiche ihres „Insektenbuchs“ fertigte Merian im Gegensatz zu ihren beiden früheren Werken nicht selbst, sondern beauftragte die drei Amsterdamer Stecher Pieter Sluyter (1675–nach 1713), Joseph Mulder (1659–nach 1718) und Daniel Stoopendael (gest. vor 1740) mit deren Herstellung. Die 1705 erschienene Erstausgabe hat der Amsterdamer Verleger Johannes Oosterwijk überarbeitet, um einige Tafeln aus Merians Nachlass erweitert und unter dem Titel „Over de Voortteeling en Wonderbaerlycke Veranderingen Der Surinaemsche Insecten“ 1719 veröffentlicht. Die Auflagenhöhe war offenbar sehr gering, da sich diese Ausgabe nur noch äußerst selten findet.

Literatur:

  • Kaiser, Helmut: Maria Sibylla Merian. Eine Biographie. Düsseldorf u.a. 1997. Zum Katalogeintrag
  • Kühn, Dieter: Frau Merian! - Eine Lebensgeschichte. 2. Aufl.. Frankfurt a. M. 2002. Zum Katalogeintrag
  • Maria Sybilla Merian 1647 -1717 – Künstlerin und Naturforscherin. Hrsg. von Kurt Wettengl. Ostfildern-Ruit 1997. Zum Katalogeintrag