Biologie, Medizin
Phytanthoza-Iconographia,
Oder Eigentliche Vorstellung Etlicher Tausend, so wohl Einheimisch- als Ausländischer, aus allen vier Welt-Theilen, in Verlauf vieler Jahre, mit unermüdetem Fleiß Von Johann Wilhelm Weinmann ... ältesten Apotheckern in Regenspurg gesammleter Pflantzen, Bäume, Stauden, Kräuter, Blumen, Früchten und Schwämme etc., Regensburg 1737–1745
Ein Prachtwerk der botanischen Literatur
Pflanzenbücher haben vor allem in den mittel- und nordeuropäischen Ländern eine bis in die Handschriftenzeit zurückreichende Tradition. Während des Barock erreichte diese Literaturgattung international ihren Höhepunkt. Zwei der berühmtesten und schönsten Werke stammen aus dem heutigen Bayern, der „Hortus Eystettensis“ des Basilius Besler (1561–1629) und die „Phytanthoza Iconographia“ des Johann Wilhelm Weinmann (1683–1741).
Letzterer war Apotheker in Regensburg und hatte so täglich mit Pflanzen zu tun, doch besaß er auch selbst einen eigenen kleinen botanischen Garten. Dieser lieferte die Naturvorlagen für Weinmanns vier Bände umfassendes Werk, das zwischen 1737 und 1745 erschien. Dessen Titel „Phytanthoza Iconographia“ lässt sich mit „Bildliche Beschreibung von Pflanzen und Blumen“ übersetzen. Interessenten konnten das Werk subskribieren und erhielten dann pünktlich zur Oster- und Michaeli-Messe jeweils 50 Tafeln geliefert, so dass das Gesamtwerk nach zehn Jahren über 1000 kolorierte Kupferstiche umfasste. Dargestellt sind insgesamt 4000 Blumen, Gewächse und Kräuter. In alphabetischer Reihenfolge wird ein Großteil der damals bekannten europäischen und außereuropäischen Pflanzen vorgestellt. Weinmann berücksichtigte im Gegensatz zu anderen Pflanzenbüchern dabei auch Obst- und Gemüsepflanzen.
Bei der Herstellung der Tafeln arbeitete der Augsburger Maler Bartholomäus Seutter mit den Kupferstechern Johann Jakob Haid und Johann Elias Ridinger zusammen. Die Tafeln sind durchweg farbig, wobei für die Kolorierung das von Seutter weiterentwickelte Farbdruckverfahren des Niederländers Johan Tyler angewandt wurde. Zu jeder Pflanze ist ein ausführlicher Textteil zu finden. Dieser fußt jedoch auf den älteren Pflanzenbüchern, eigene Forschungen der Autoren, bei denen es sich um Regensburger Ärzte handelte, sind darin kaum eingeflossen. Während das Weinmann'sche Werk hinsichtlich seiner Abbildungen wegweisend wurde, blieben dagegen die wissenschaftlichen Erläuterungen den volkstümlichen Pflanzenbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts, den Kräuterbüchern, verbunden.
Literatur:
Nissen, Claus: Die botanische Buchillustration. Ihre Geschichte und Bibliographie. Bd. 1. Stuttgart 1951. Zum Katalogeintrag
Ausgewählte Beispiele der schönen Pflanzenillustrationen
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Der Artikel erschien zuerst gedruckt in "Kultur+Technik", der Zeitschrift des Deutschen Museums, Heft 03/2004.