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Ab September gibt es in der Flugwerft Schleißheim für ein halbes Jahr „Bombenwetter“. Das ist tatsächlich keine gewagte Prognose, sondern der Titel einer neuen Sonderausstellung. Sie handelt von ganz alltäglichen Begriffen und Redewendungen, die aus der Fliegersprache stammen. Das ist für den „Bombenteppich“ vielleicht noch naheliegend. Doch für das Loriot’sche „Lametta“ oder „sich verfranzen“ ist die Herkunft aus dem Luftkrieg durchaus überraschend. Die Ausstellung des Militärhistorischen Museums (MHM) Berlin Flugplatz-Gatow präsentiert zahlreiche Beispiele in anschaulicher Weise und erklärt dazu die Hintergründe. „Bombenwetter!“ ist von 2. September 2022 bis 28. Februar 2023 in der Flugwerft Schleißheim zu sehen.

Viele Menschen fliegen auf Redensarten! Dass einige uns so geläufige Begriffe und Sprüche – von „Murphys Gesetz“ bis „sich verfranzen“ – aus Formulierungen für den Luftkrieg stammen, dürften dabei die wenigsten „auf dem Schirm haben“ (auch so eine Redewendung). In der Wanderausstellung „Bombenwetter!“ hat das Team um die Kuratoren Karin Grimme und Rolf-Bernhard Essig zahlreiche Beispiele zusammengetragen. Die Schlagworte werden dabei schwarz auf gelb auf großformatigen Modulen präsentiert, ergänzt durch passende Exponate und Erklärtexte.

So findet sich bei der „Sexbombe“ sowohl eine schwarze Bombenkugel als auch ein spitzer, rosa Büstenhalter. Und der „Blockbuster“, der eigentlich eine Großbombe der britischen Royal Airforce bezeichnete, wird heutzutage mit Starkino und inzwischen sogar mit umsatzstarken Medikamenten in Verbindung gebracht – wie die Covid-Impfstofffläschchen neben dem riesigen, explosiven Zylinder illustrieren.

Dass unter anderem ein Kompass zum Thema „sich verfranzen“ gezeigt wird, scheint wiederum eher nachvollziehbar. Geht es doch um Orientierung – in dem Fall das Fehlen derselben. Den Ursprung hat die Redensart schon aus den frühesten Zeiten der Militärfliegerei. Piloten trugen damals den Spitznamen „Emil“. Beobachter, die meist auch zu navigieren hatten, und auch deren Kompasse wurden „Franz“ genannt. Navigieren hieß entsprechend „franzen“. Und das Ergebnis falscher Navigation: „sich verfranzt haben“.

„Das Fliegen faszinierte die Menschen von Beginn an, und der Luftkrieg wurde in populären Medien als ritterlicher Kampf stilisiert“, sagt Rolf-Bernhard Essig. „So wanderten Fachbegriffe und Redensarten aus der Flieger- in die Alltagssprache“, erklärt der Co-Kurator, der bereits mehrere unterschiedliche Ausstellungen über Redensarten mit mehr als 250.000 Besuchern kuratiert und sich auch als Autor vielfach mit dem Thema befasst hat.

Karin Grimme vom Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow hatte Essig im Sommer 2019 kontaktiert, um eine Ausstellung zum Thema „Militär und Sprache“ zu konzipieren. Er schlug vor, das Thema noch weiter zu schärfen, sprichwörtliche Redensarten, die mit dem Luftkrieg zu tun haben, in den Fokus zu rücken und lieferte gleich zwei Dutzend lohnende Beispiele von „am Boden zerstört sein“ bis zu „schräger Musik“. Auf dieser Grundlage erarbeitete das Kuratorenteam die „Bombenwetter!“-Ausstellung, die abwechslungsreich und interaktiv sensibilisiert für unser wichtigstes Werkzeug: die Sprache. Sie veranschaulicht zugleich, welche große Rolle die militärische Luftfahrt und ihre Protagonisten besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Wahrnehmung durch die Bevölkerung nicht nur in Deutschland spielten, wenn die Sprache der „Flieger“ so nachhaltig Eingang in den Alltag fand.

Die Sonderausstellung „Bombenwetter!“ ist bis zum 28. Februar 2023 in der Flugwerft Schleißheim zu sehen.

Bild 1/5

Module aus der Ausstellung „Bombenwetter!“

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: MHM Gatow

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Bild 2/5

Das Bild von „Emil und Franz“ wird in der Ausstellung „Bombenwetter!“ gezeigt.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: MHM Gatow

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Bild 3/5

Der "Blockbuster" war usprünglich eine Großbombe der britischen Royal Airforce.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

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Bild 4/5

Ein geöffneter Spind mit Bildern, die auf die Doppeldeutigkeit der "Sexbombe" anspielen.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

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Bild 5/5

Rolf-Bernhard Essig, Co-Kurator der Wanderausstellung "Bombenwetter", neben dem ausgestellten Schleudersitz.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

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