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Provenienzforschung zur Kraftfahrzeugsammlung

Ein erster Anlauf zu einer systematischen Überprüfung der Sammlung auf mögliches NS-Raubgut wurde 2010 in Kooperation mit dem Technischen Museum Wien mit einem Provenienzforschungsprojekt zur Kraftfahrzeugsammlung gemacht. Die Sammlung wurde in wesentlichen Teilen in der NS-Zeit aufgebaut. Bei einem Viertel der heute noch vorhandenen Autos, Motorräder und Motoren mit Baujahr bis 1945 stufte das Projekt die Herkunft als unbedenklich ein. Bei den anderen war die Provenienz anhand der vorhandenen Unterlagen nicht mehr genauer zu ermitteln.

Analysen zur Herkunft eines Jagdflugzeugs

Eindeutiger fiel das Ergebnis der Untersuchungen aus, die 2020 an einem Jagdflugzeug Fokker D.VII von 1918 vorgenommen wurden. Das in der Flugwerft Schleißheim ausgestellte Flugzeug gehört zu einer Reihe von kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs von der US Army in Vilsbiburg entdeckten Exponaten, die das Deutsche Museum 1948 über die amerikanische Militärregierung erhalten hat. Seit Entfernung eines nicht-originalen deutschen Tarnanstrichs im Jahr 1980 war bekannt, dass das Flugzeug ursprünglich aus dem Bestand der niederländischen Marine stammte. Die 2020 im Rahmen einer konservierungswissenschaftlichen Masterarbeit durchgeführten Analysen ergaben, dass es sich um ein Flugzeug aus der Sammlung des Nationalen Luftfahrtmuseums der Niederlande handeln könnte. Neuere Recherchen ergaben, dass das Flugzeug umlackiert worden ist, weil es ein Geschenk für Hermann Göring werden sollte. Obwohl immer noch Fragen offen sind, kehrt die Fokker D.VII ab Juli 2025 im Rahmen eines Leihvertrags für (zunächst) fünf Jahre in die Niederlande zurück.

Erstcheck der Objektzugänge 1933-1945

2021 wurden die Erwerbungen zwischen 1933 und 1945 einem systematischen Erstcheck auf verdächtige Zugangsdaten unterzogen. Dazu wurde die Sammlungsdatenbank automatisiert mit einschlägigen Namenslisten wie der ALIU List of Red Flag Names abgeglichen, auf kritische Institutionen und Begriffe geprüft und kursorisch auf verdächtige Ankäufe und Schenkungen von Privat gesichtet. Dabei hat sich gezeigt, dass es bei einer mindestens dreistelligen Zahl von Exponaten zumindest Verdachtsmomente für eine mögliche Provenienz aus NS-Kontexten gibt. Im Fall eines 1942 zugegangenen russischen Vorhängeschlosses hat sich dieser Verdacht bereits erhärtet.

Ein problematischer Nachlass

Für den Zeitraum nach 1945 steht ein systematischer Erstcheck noch aus. Mit Sicherheit näher zu überprüfen ist jedoch die umfangreiche Kunst-, Antiken-, Mineralien- und Musikaliensammlung des 1978 verstorbenen Pforzheimer Maschinenfabrikanten Max Bühler, die das Deutsche Museum 1995 als Vermächtnis erhalten hat. Da Bühler in anderem Kontext nachweislich zu den Profiteuren der "Arisierungen" in Baden-Württemberg gehörte, ist eine genauere Provenienzrecherche unerlässlich.

Nächste Schritte

Um den Verdachtsfällen weiter nachzugehen und die begonnenen Recherchen fortzuführen, hat das Deutsche Museum 2023 eine aus Eigenmitteln finanzierte Projektstelle eingerichtet:

Mehr zum Thema NS-Provenienzen am Deutschen Museum

Literatur zum Weiterlesen:

Publikationen aus dem Verlag des Deutschen Museums:

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