Direkt zum Seiteninhalt springen

Runde Sache(n): Seit 20 Jahren erfahren die Gäste im Verkehrszentrum des Deutschen Museums alles rund um die Fortbewegung auf Reifen, Rollen, Rädern und Kufen. Das Museum feiert das Jubiläum am 10. September im Rahmen des Tags des offenen Denkmals mit einem großen Aktionstag auf der Theresienhöhe. Von 10 bis 16 Uhr geht es richtig rund mit Sonderführungen, Oldtimer- und Zündapp-Treffen, der Besichtigung der gläsernen Restaurierungswerkstatt und mehr. Der Eintritt ist frei!

Endlich mehr Platz für Autos, Züge, Zweiräder und ein modernes Ausstellungskonzept – ein ganzes Zweigmuseum nur für die Abteilung Landverkehr! Als vor 20 Jahren Patentmotorwagen, Puffing Billy & Co. unter den Augen von 30 000 Münchnern von der Museumsinsel Richtung Theresienhöhe rollten, waren allerdings nicht alle restlos begeistert. „Die einen fanden es schwierig, dass so wichtige Besuchermagnete aus dem Stammhaus abgezogen wurden“, erzählt Bettina Gundler, Leiterin des Verkehrszentrums. „Andere hatten große Vorbehalte gegen das neue Konzept.“ Denn hier werden die verschiedenen Fahrzeuggattungen nicht mehr strikt getrennt präsentiert, sondern möglichst wirklichkeitsnah in drei großen Themenausstellungen. „Unser Anliegen war es, neben dem Blick auf die Technik Zusammenhänge herzustellen und zu zeigen, wozu diese vielen Fahrzeuge uns eigentlich dienen. Auch unsere Mobilitätsbedürfnisse und die Probleme, vor die sie uns manchmal stellen, sollten in dieser Ausstellung sichtbar werden“, sagt Bettina Gundler.

Inzwischen sind die Skeptiker angesichts der Erfolgsgeschichte des Verkehrszentrums längst verstummt. Mehr als zwei Millionen Besucherinnen und Besucher wurden seit der Eröffnung der ersten Halle im Zweigmuseum am Bavariapark gezählt – Tendenz stetig steigend. Momentan hat das Verkehrszentrum so viele Gäste wie noch nie in seiner Geschichte – allein mehr als 110 000 waren es bereits in diesem Jahr. „Die bedeutenden Automobile und die Eisenbahnen sind natürlich immer noch die Stars“, sagt Bettina Gundler, „aber auch die thematische Aufstellung und unsere vielen Sonderausstellungen kommen bei den Leuten sehr gut an, wie Umfragen ergeben haben.“

Darüber hinaus hat sich das Verkehrszentrum in der Stadt als Diskussionsforum für alle Themen rund um Mobilität etabliert. Es gibt regelmäßig Vorträge und Podiumsdiskussionen mit Partnern wie Green City e. V. oder der TU München und zahlreiche weitere Veranstaltungen, bei denen die Besucherinnen und Besucher immer eingeladen sind, mitzureden über neue Verkehrskonzepte oder Technologien. „Unser Museum bietet sich als ein neutraler Ort für den Austausch über Verkehrsthemen an, der in seinen Ausstellungen oft auch passendes, historisches Hintergrundwissen liefert“, sagt Leiterin Bettina Gundler.

Rundum Grund zum Feiern also. Dazu sind am 10. September – auf den dieses Jahr auch der Tag des offenen Denkmals fällt – alle herzlich eingeladen. Zum Jubiläum gibt es in den und um die denkmalgeschützten Hallen viel zu sehen und zu erleben: vom Oldtimer- und Zündapp-Treffen auf dem Schneckenplatz über Vespa-Akrobatik bis zu Sonderführungen und Führungen durch die gläserne Restaurierungswerkstatt. Außerdem kann man in einer Pferdetram (Foto re.) mitfahren oder selbst bei Bewegungsspielen oder auf ungewöhnlichen Fahrrädern aktiv werden. Zur Stärkung steht auch ein Foodtruck bereit. Der Eintritt ist frei.

Bild 1/3

Die Leiterin des Verkehrszentrums, Bettina Gundler, und Generaldirektor Wolfgang M. Heckl präsentieren einen Horch 8 Typ 303 aus dem Jahr 1926 – es war das erste deutsche Auto mit einem serienmäßigen Achtzylinder-Motor. Der Oldtimer wurde extra für den Aktionstag aus dem Depot geholt.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 2/3

Die Eröffnung der Halle III lockte vor 20 Jahren zahlreiche Besucherinnen und Besucher an. Bis 2011 kamen in Etappen die weiteren Ausstellungshallen und ein neuer Eingangsbereich dazu.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 3/3

Pferdetram vor dem Verkehrszentrum: Das Gefährt kommt auch bei der Geburtstagsfeier wieder zum Einsatz.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Vom Messeplatz zum Mobilitätsmekka

Handwerker und Ingenieure, Buchhändler und Industrielle, bildende Künstler und Schauspieler, Politiker und Pferde: Die Hallen auf der Theresienhöhe waren im Laufe ihrer 115-jährigen Geschichte Schauplatz für verschiedenste Akteure bis 2003 endgültig Autos, Loks & Co. Einzug hielten.

Im Zuge der Industrialisierung und des technischen Aufschwungs wuchs Ende des 19. Jahrhunderts in München der Wunsch nach einem Ort, wo sich die Gewerbe und Kunstgewerbe präsentieren konnten. So entstand ab 1907 auf der Theresienhöhe ein Ausstellungspark mit drei Ausstellungshallen nach Plänen des Architekten Wilhelm Bertsch, einem Künstlertheater, einem Basargebäude, einem Theatercafé und einem Restaurant. Der Ausstellungspark wurde 1908 anlässlich der 750. Stadtgründungsfeier mit der Ausstellung „München 1908“ eingeweiht.

Bis in die 1930er-Jahre fand in den Hallen eine Vielzahl unterschiedlicher Veranstaltungen statt – von Gewerbeausstellungen über Tierschauen, Arbeiter-Sportfeste, Boxkämpfe, Theater- und Musikproduktionen, Sängerfeste sowie die erste „Deutsche Verkehrsausstellung“. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Halle I im Zuge der Mobilisierung zum Pferdestall. Zu Beginn der 1930er-Jahre nutzten die Nationalsozialisten sie für Aufmärsche und Feiern; während des Zweiten Weltkriegs war sie unter anderem ein Lager für Hafer und Reifen. Ein Bombenangriff im Frühjahr 1944 zerstörte den größten Teil des Ausstellungsparks. Nur die Hallen I, II und III blieben als Halbruinen stehen.

Nach dem Krieg startete der Ausstellungsbetrieb auf dem Gelände am Bavariapark schon 1948 neu – zunächst mit einer großen Presseausstellung. Die Deutsche Verkehrsausstellung 1953 trug dazu bei, dass die Einrichtungen des Ausstellungsparks nachhaltig saniert und erneuert wurden. Sie brachte Millionen von Besuchern nach München. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Messewesen so rasant, dass die Flächen stetig erweitert werden mussten. Bis 1995 vergrößerten sich die Ausstellungsflächen auf 110 000 Quadratmeter. Dennoch erwies sich das innerstädtische Messegelände auf lange Sicht als zu klein. So fiel die Entscheidung, die Messe nach Riem auf das Gelände des ehemaligen Flughafens zu verlagern.

Im Mai 1996 entschied die bayerische Staatsregierung, dem Deutschen Museum die Errichtung eines Verkehrsmuseums zu ermöglichen. Die Stadt erklärte sich bereit, für diesen Zweck die ehemaligen Messehallen kostenlos und in verkehrssicherem Zustand an das Museum zu übergeben. Allerdings zeigten sich bald gravierende statische Mängel. Stadt und Staat einigten sich auf eine Übernahme der Kosten zu gleichen Teilen und übertrugen dem Deutschen Museum 2002 die Verantwortung für die Bauarbeiten und die denkmalgerechte Sanierung der Hallen. Am 11. Mai 2003 wurde mit Halle III der erste Teil des Verkehrszentrums eröffnet. Drei Jahre später folgten Halle I und Halle II. 2011 schließlich vervollständigte der neu errichtete Eingangsbereich mit angeschlossenen Büros, kleinem Vortragssaal, Besucher-Foyer, Kasse und Shop die Zweigstelle.

Das Konzept

Im Gegensatz zur früheren Präsentation auf der Museumsinsel, die sich auf Fahrzeugtechnik und „Meisterwerke“ konzentrierte, bietet das Verkehrszentrum als Museum für Verkehr und Mobilität vielfältige Perspektiven beim Blick auf den Verkehr und seiner grundlegenden Transportmittel. Das Verkehrszentrum zeigt nicht nur wertvolle historische Exponate aus der über 100-jährigen Sammlung des Deutschen Museums. Es macht in Dauer- und Sonderausstellungen auch sichtbar, was Mobilität für jeden einzelnen von uns bedeutet, wie sich der Verkehr in den letzten 200 Jahren entwickelt hat, und was uns morgen erwartet. Die Exponate in den drei Hallen sind nicht – wie früher üblich – nach Fahrzeugsparten gegliedert, sondern bieten themenorientierte Ausstellungen.

Halle I - Stadtverkehr
Die Entwicklung der städtischen Verkehrsmittel und des Verkehrs in Ballungsräumen sind das Thema der Halle I. Die Fahrzeugsammlung wird auf einer Straße präsentiert, die sich als Zeitachse durch die Halle zieht. Die hier gezeigten Automobile, Motorräder, Fahrräder und Nutzfahrzeuge, Busse, Straßen-, S- und U-Bahnen veranschaulichen die Phasen der Mobilisierung Deutschlands im 20. Jahrhundert. Neben Kleinwagen und Einsteigerfahrzeugen der 1950er-Jahre gehören auch Nutzfahrzeuge wie ein von Pferden gezogener Tankwagen oder eine der ersten motorisierten Straßenkehrmaschinen zu den besonderen Stücken der Ausstellung. Die Besucher können in historische U- und S-Bahnen einsteigen oder den Verkehr aus der Perspektive eines Lkw-Fahrers erleben. Um die Schausammlung herum finden sich Themeninseln zu besonderen Aspekten des Verkehrs, die von der Verkehrsplanung über Sicherheitsthemen bis zu Umweltfragen reichen. In den letzten 18 Monaten entstanden zwei Themeneinheiten zur Zukunft der Mobilität und zum ÖPNV neu, ergänzt durch den „Supra-Gleiter“ – auf dem Besucher schwebend über eine Magnetbahn gleiten.

Halle II - Reisen
Die Halle II zeigt die Lust und Last des Reisens – und die passenden Verkehrsmittel für den Fernverkehr. In Exponaten, Texten und Bildern wird hier dokumentiert, wie sich mit den Verkehrsmitteln auch unsere Reisekultur entwickelte. Der Weg durch die Ausstellung beginnt mit einem Rückblick auf die reiselustigen Römer und die Schwierigkeiten einer Pilgerreise. Von der Kutschenreise bis zur Pauschalreise der Gegenwart führt der Pfad weiter entlang einer Vielzahl von Reiseverkehrsmitteln: vorbei an einer Schweizer Alpenpost, die bis ins 20. Jahrhundert über den Furka-Pass fuhr, der vorführbaren Lokomotive S 3/6, einem Post- und einem Speisewagen bis zu einem Panoramabus, dem Setra von Kässbohrer, mit dem die Urlauber der 1950er- und 1960er-Jahre unterwegs waren. Sie veranschaulichen, wie neue Fahrzeuge und Verkehrsdienstleistungen es ermöglichten, zunächst den Raum und später die Zeit im Reisen zu überwinden. Von der Geschichte des Reisens auf der Straße erzählen auch Automobile, Motorräder und Fahrräder rund um den Bahnsteig herum. Neben frühen Automobilen von Benz und Daimler finden sich hier u. a. ein Mercedes Simplex, Luxuslimousinen wie ein Mercedes SS oder ein Lancia Lambda, der Opel „Laubfrosch“, eines der frühen am Fließband gefertigten Autos in Deutschland, und ein pinkfarbener Cadillac aus den 1950er-Jahren. Zu den Attraktionen der Halle zählt auch ein Kutschensimulator, der dem Besucher ein authentisches Fahrgefühl des Reisens auf schlechten Straßen vermittelt.

Halle III - Mobilität und Technik
Das Thema dieser Halle sind der Bewegungsdrang des Menschen und die technischen Werkzeuge, die er sich geschaffen hat, um sich schnell, weit, sicher und effektiv fortzubewegen. Gleich unter dem Eingang befindet sich der Kinderbereich des Verkehrszentrums, wo kleine Besucher zum Beispiel Fahrzeuge basteln können. Die Ausstellung spannt den Bogen von der Beschleunigung auf eigenen Füßen – vom Knochenschlittschuh bis zum High-Tech-Inlineskate – über die Entwicklung des Motorsports am Beispiel prominenter Rennwagen wie dem Mercedes 300 SLR oder dem berühmten Auto Union Typ C bis zu den Grundlagen der Fahrzeugtechnik. Im Zentrum der Halle finden sich nicht nur ausgesprochene Highlights der Sammlung – wie der Benz-Patentmotorwagen, der Rumpler-Tropfenwagen, die erste Siemens-Lok, die vorführbare Dampflok „Puffing Billy“ oder aus jüngerer Zeit eines der ersten automatisch fahrenden Autos. Hier lässt sich auch nachvollziehen, was den Erfolg oder Misserfolg einer Erfindung ausmacht. Ein ganzer Bereich ist der technischen Evolution des Fahrrads gewidmet. Eingebettet in dieses Umfeld ist das Auditorium des Verkehrszentrums, das Platz für Vorträge und Veranstaltungen bietet.

Bild 1/4

Eine Postkarte von 1908 zeigt die Hallen, die mit der Eröffnung des Ausstellungsparks eingeweiht wurden.

Frei zur Veröffentlichung nur mit deem Vermerk

Abbildung: Deutsches Museum

Download

Bild 2/4

Blick in Halle I mit der Straßeninszenierung.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 3/4

Lust und Last des Reisens ist das Thema in Halle II.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 4/4

Blick auf die sogenannte Rennkurve in Halle III.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Zahlen und Fakten zum Verkehrszentrum

  • Drei Hallen, rund 600 Exponate und mehr als 2 Millionen Besucher
  • Eröffnung des ersten Abschnitts (Halle III) am 11. Mai 2003
  • 2006: Eröffnung Halle I und Halle II
  • 2011: Fertigstellung des neuen Eingangsbereichs mit angeschlossenen Büros, kleinem Vortragssaal, Besucher-Foyer, Kasse und Shop
  • 12 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche
  • 9 begehbare Ausstellungsstücke (Lkw-Führerstand, Bahnpostwagen, Salonwagen, Güterwagen, Kutschensimulator, S-Bahn-Wagen und -Simulator, U-Bahnwagen, Straßenbahn)
  • Eine Modelleisenbahnanlage (tägliche Vorführung um 13.30 Uhr)
  • Mehr als 25 große und kleine Sonderausstellungen
  • Rund 300 Vorträge
  • 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vor Ort Ausstellungen planen und den Betrieb betreuen

Reifen, Rollen, Räder, Kufen – was uns bewegt

Die Landverkehrssammlung des Deutschen Museums gehört zu den größten ihrer Art in Europa. Hier ein paar der Highlights:

Gleit- und Rollschuhe auf der Funwelle
Mit Schwung durch die Geschichte der Gehhilfen und Sportgeräte: Auf der „Funwelle“ in Halle III zeigen wir beispielhaft die Entwicklung und die Vielfalt „schneller Schuhe“ und Gleitinstrumente – vom Knochenschlittschuh bis zum High-Tech-Inline-Skate. So waren Skier und Schlittschuhe in einigen Regionen schon vor mehr als 500 Jahren bekannt. Die hier gezeigten Knochenschlittschuhe stammen aus dem frühen Mittelalter und gehören zu den ältesten Exponaten im Verkehrszentrum.

Benz Patentmotorwagen
1886 meldete der Ingenieur Carl Benz (1844 bis 1929) aus Mannheim ein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ zum Patent an. Es war das erste funktionierende Automobil mit Benzinmotor. Benz, selbst Radfahrer, griff bei der Konstruktion seines Motordreirads teilweise auf Fahrradbauteile zurück. Das Herzstück des Wagens war der schnelllaufende Ein-Zylinder-Motor mit Vergaser, der mit flüssigem Kraftstoff betrieben wurde. Aus heutiger Sicht stellt sich der Patentmotorwagen als Basisinnovation für ein ganzes Verkehrssystem dar. Unter den Zeitgenossen allerdings fand er anfangs nur wenig Aufmerksamkeit. Carl Benz musste überhaupt erst Käufer für sein neues Produkt finden – und begründete mit seiner Erfindung zugleich die deutsche Automobilindustrie. Das motorisierte Dreirad im Verkehrszentrum ist der originale, nur einmal gebaute Benz Patentwagen, den der Ingenieur 1906 persönlich ans Deutsche Museum übergab.

S 3/6
Die S 3/6 gilt manchen als die schönste Schnellzuglokomotive der Länderbahnzeit (ca. 1871 bis 1920). Die zwischen 1908 und 1931 produzierte Vierzylinder-Verbundmaschine zeichnete sich durch ihre große Laufruhe aus. Die ausgestellte S 3/6 3634 der Bayerischen Staatsbahn ist die einzige erhaltene von 18 Lokomotiven der Bauserien „d“ und „e“. Sie bewährten sich besonders bei Schnellverbindungen, die ohne Zwischenhalt gefahren wurden und eine Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h forderten. Als diese Lok 1954 ausgemustert wurde, hatte sie in ihrer 42-jährigen Betriebszeit rund 2,5 Millionen Kilometer zurückgelegt. Für die Ausstellung des Deutschen Museums ist sie als Großdemonstration aufbereitet: Ein Rollenlaufstand macht es möglich, die Lok in Betrieb zu zeigen. Außerdem ist die S3/6 das größte Ausstellungsstück des Hauses am Bavariapark – zugleich aber auch das winzigste: Es gibt sie ein weiteres Mal als 1:220-Modell für eine Spur-Z-Modelleisenbahn.

Kutschensimulator
Authentisch ist ja ein beliebtes Wort – hier trifft es in Sachen „Fahrgefühl von früher“ den Kern: Im Kutschensimulator werden die Passagiere ordentlich durchgeschüttelt, wie einst Mozart und seine Zeitgenossen bei ihren Reisen auf Europas mehr und auch weniger gut befestigten Wegen und Straßen. Dafür wurde in der mechanischen Werkstatt des Deutschen Museums eine eigene pneumatische Rüttelanlage konstruiert. Als Kutsche wurde ein „Belgischer Omnibus“ der vorletzten Jahrhundertwende angekauft, dessen Wagenkasten von den Schreinern des Deutschen Museums nachgebaut wurde: in originaler Form, aber stabiler als das historische Original. Das Wagengestell dagegen fand direkt Verwendung.

Protos
In 165 Tagen um die Welt: Am 12. Februar 1908 startete am New Yorker Times Square eines der skurrilsten Langstreckenrennen der Automobilgeschichte. In einer Welt noch ohne Autostraßen und Tankstellen brachen sechs Teilnehmer aus vier Nationen zu einer monatelangen Abenteuertour auf, die später sogar Vorlage für einen ebenso abenteuerlichen Film wurde, bekannt unter dem Titel „The Great Race“. Unter den Teilnehmern befand sich auch ein deutsches Team mit einem 4-Zylinder Protos (Baujahr 1907) unter Leitung des Oberleutnant Köppen, der bis dato noch nie selbst an einem Steuer gesessen hatte. Überraschenderweise erreichte seine Mannschaft nach rund einem halben Jahr als erste das Ziel in Paris. Auf lange Sicht war das Rennen eine nachhaltige Werbeveranstaltung für den Automobilismus, denn monatelang berichteten die Zeitungen über das Ereignis. Der Protos steht heute im Verkehrszentrum. Dort erfährt man auch, warum das Team des Herrn Köppen dann doch nicht als Sieger ausgerufen wurde …

Bild 1/5

Die Funwelle in Halle III.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 2/5

Das erste funktionstüchtige Benzinauto der Erde: der Benz Patentmotorwagen.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 3/5

Die Dampflokomotive S 3/6 ist als Großdemonstration aufbereitet – die Räder lassen sich in Bewegung setzen.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 4/5

Im Kutschensimulator kann man ein Fahrgefühl wie zu Kaiserin Elisabeths Zeiten nachempfinden.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 5/5

Der original Protos, der 1908 am berühmten "Great Race" teilgenommen hat.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Tag des offenen Denkmals

Das Verkehrszentrum des Deutschen Museums ist an einem ganz besonderen Ort angesiedelt: Die drei Hallen wurden bereits 1908 als Herzstück eines großen Ausstellungsparks eröffnet und stehen heute unter Denkmalschutz. Die Feier zum 20-jährigen Jubiläum findet deshalb am diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ statt. Mehr zu den Hallen mit Historie:

Die Hallen wurden in den Jahren 1907 und 1908 nach Plänen von Wilhelm Bertsch errichtet, dem damaligen Leiter des Münchner Stadtbauamts. Die Hallen I und II waren Skelettbauten in Eisenkonstruktion. Halle III war ein Eisenbetonbau und mit einer Länge von 104 Metern und einer Fläche von knapp 3000 Quadratmetern der bis dahin größte freitragende Hallenbau dieser Art.

Der Ausstellungspark auf der Theresienhöhe wurde 1908 anlässlich der 750. Stadtgründungsfeier mit der Ausstellung „München 1908“ eingeweiht. Sie sollte im Rahmen von „Münchner Produktion und Handel“ alles zeigen, „was München heute schafft“, und zugleich „richtungsweisend für die Geschmacksbildung sein“, wie es in der Denkschrift dazu heißt.

Die Einrichtungen des Ausstellungsparks wurden nicht nur für Gewerbeschauen genutzt, sondern dienten auch der Münchener Kultur. Insbesondere in den ersten beiden Jahrzehnten nach der Eröffnung fanden hier auch Konzerte, Theatervorführungen oder Sportveranstaltungen statt. In Halle I waren 1909 eigens für Musikaufführungen ein Bühnenpodest und ein Zuschauerraum eingebaut worden. So nutzte unter anderem Max Reinhardt die Ausmaße für die Idee eines Großraumtheaters und inszenierte 1910 Sophokles‘ Drama „König Ödipus“ mit einer riesigen Anzahl von Schauspielern und Statisten. Im gleichen Jahr leitete Gustav Mahler in der Halle mit ihren 3000 Plätzen die Uraufführung seiner 8. Symphonie unter Mitwirkung von drei Chören mit insgesamt 850 Sängern.

Einen herben Einbruch erlebte das Kulturleben im Ausstellungspark mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Halle I diente während der Mobilmachungszeit als Pferdestall. Auf dem zentralen Platz neben dem Bavariapark wurden die Züge für den Abtransport in die Kriegsgebiete aufgestellt.

Das erste Sechstagerennen fand in München 1933 statt. Kurz darauf wurden in Deutschland alle Sechstagerennen von den Nationalsozialisten als „unwürdiges Spektakel“ verboten. Ab 1949 drehten die Rennradfahrer dann in Halle I auf der Theresienhöhe wieder ihre Runden. Anfangs sehr erfolgreich (ca. 100 000 Besucher) ebbte das Interesse der Zuschauer im Laufe der Jahre ab. Das letzte Rennen wurde 1954 in der Messehalle veranstaltet.

Mobilität war im Münchner Ausstellungspark von Anbeginn ein Thema. Schon 1908 bei der Eröffnungsausstellung wurden Industrieprodukte aus dem Verkehrssektor gezeigt. 1925 fand hier die erste nationale Verkehrsausstellung statt. Sie sollte den Besuchern nach dem Ersten Weltkrieg die Errungenschaften des modernen Verkehrs zeigen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war die erste große Ausstellung auf der Theresienhöhe eine Verkehrsausstellung. Die letzte große Veranstaltung zum Thema war 1965 auf dem Messegelände die internationale „Erste Weltausstellung des Verkehrs“.

Bild 1/4

Skelettbau in Eisenkonstruktion: Hier ist Halle I in der Entstehung zu sehen.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 2/4

Ein Bild von der Uraufführung von Gustav Mahlers 8. Symphonie am 12. September 1910.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 3/4

Halle I war auch Schauplatz für Sechstagerennen.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Foto: Deutsches Museum

Download

Bild 4/4

Das Plakat zur ersten nationalen Verkehrsausstellung 1925.

Frei zur Veröffentlichung nur mit dem Vermerk

Abbildung: Deutsches Museum

Download